Kulturelle Bildung


Zum Diskurs um Kulturelle Bildung und Jugendarbeit

 

Die Bedeutung der kulturellen Bildung ist in der öffentlichen wie fachlichen Diskussion längst unumstritten. Über die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur erwerben Kinder und Jugendliche künstlerische und ästhetische Fähigkeiten, sie entwickeln ihr sprachliches und bildhaftes Ausdrucksvermögen, sie schulen ihre Sinne und lernen sich selbst kennen – mit ihren Stärken und Schwächen, erkennen ihre Potentiale und entwickeln soziale Kompetenz.

 

Die Bildungslandschaft in der Bundesrepublik wie auch in Berlin ist in Bewegung. Schulreformen und Ganztagsschule verändern Zeitbudget und Alltag von Kindern und Jugendlichen. Die laufende Übertragung bisher bezirklich/kommunal organisierter Jugendeinrichtungen an „Freie Träger“ führt zu einer Neuaufstellung der „Offenen“ wie der „Kulturellen Kinder- und Jugendarbeit“. Mit der Intensivierung der Angebote für Kinder und Jugendliche seitens der Kultureinrichtungen im Zusammenhang mit der Entwicklung und Fortschreibung des „Rahmenkonzept(es) Kulturelle Bildung“ für das Land Berlin, kommen neue und zusätzliche Akteure in Schule, Jugendarbeit und Kindertagesstätten.

 

Die an das Arbeitsfeld „Kulturelle Bildung“ gestellten Ansprüche sind hoch. Neben dem Ausbau und der Weiterentwicklung bestehender Strukturen und Angebote im Bereich der kulturellen Bildung, sieht das Berliner Rahmenkonzept Handlungsbedarf insbesondere in der (1) Förderung neuer struktureller Kooperationen, der (2) Vernetzung der Akteure der kulturellen Bildung, der (3) Erschließung neuer Zielgruppen sowie der stärkeren (4) Berücksichtigung interkultureller und sozial integrativer Angebote.

 

Jugendarbeit wird in der öffentlichen wie in der Fachdiskussion als „Ressource“ für Partizipation, Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme wenig wahrgenommen. Die Aufmerksamkeit gehört Schulen – insbesondere der Ganztagsschule. Dies muss erstaunen, da, wie die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) jüngst formulierte, die Jugendarbeit „der einzige institutionell gesicherte und staatlich geförderte Ort (ist), an dem Kinder und Jugendliche eigenständig gestaltbare und auslotbare Erfahrungsräume nutzen können, in denen nicht Erwachsene mit ihren Erwartungen Orientierungspunkte bilden und in denen eine Lernkultur vorherrscht, die auf Erfahrungen des alltäglichen Lebens setzt und so nachhaltige Wirkung auf Bildungsprozesse entfaltet“. Jugendkultureinrichtungen bieten Raum und Chancen für eine Verknüpfung jugendkultureller Aktivitäten, medienaffiner und selbstorganisierter Projekte und Veranstaltungen mit neuen Formaten jugendpolitischer Einflussnahme. Demokratie und Partizipation entfalten Wirkung, wenn Gestaltung und Einflussnahme ernsthaft gewünscht und gefördert, erfolgreich erprobt, institutionell gestützt und in den Folgen erkennbar sind bzw. werden können. Diesem Anliegen stellt sich das Projektvorhaben, um der Gefahr entgegenzuwirken, dass mit der Zunahme an sozialer Ungleichheit zentrale gesellschaftliche Übereinkünfte – Solidarität, Chancengleichheit, Zugang zu Bildung, Ausbildung und Beruf, Partizipation – ihre Überzeugungskraft bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen verlieren.